Efeu - Die Kulturrundschau - Archiv

Architektur

1399 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 140

Efeu - Die Kulturrundschau vom 01.06.2024 - Architektur

Der Freundeskreis der Zentral- und Landesbibliothek fordert in einem Brief an Berlins Bürgermeister Kai Wegner den Umzug der beiden Häuser der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in das bald leer stehende Gebäude der Galeries Lafayette, meldet die Berliner Zeitung. In der FAS blickt Frauke Steffens durch ein "Portal" von New York nach Dublin: Es handelt sich um eine Installation des litauischen Unternehmers Benediktas Gylys, die beide Städte per Livestream verbindet.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 31.05.2024 - Architektur

Der Arzt Volker Kielstein hat den Europa-Nostra-Preis 2024 für die Erhaltung europäischen Kulturerbes erhalten, berichtet Rolf Brockschmidt im tagesspiegel. Seit 1997 setzt er sich für den Erhalt des Hauses Schulenburg in Gera ein, gebaut von dem Belgier Henry van der Velde: "Das Anliegen des Unermüdlichen war es, alles so instand zu setzen, wie der Architekt es einst geplant hatte. Im Lauf der Jahre entwickelte Kielstein die Expertise dafür, fand Handwerker aus der Region, er kümmert sich um jedes Detail persönlich. Stolz führt er durch das Haus, verweist auf Stofftapeten, die er nachweben ließ, neu gepolsterte oder nachgebaute Möbel, einen neu gewebten Seidenteppich. Die größte Herausforderung sei die Rekonstruktion des Treppenhauses gewesen, es beherbergt eine elegante Freitreppe, die von zwei Seiten ins Erdgeschoss führt." Das Ziel Kielsteins: "Aus Haus Schulenburg eine europäische Institution zu machen als Ort des kulturellen Austauschs."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 29.05.2024 - Architektur

Auch die NZZ bringt noch einen Text zur Ausstellung "Hin und Weg?" über den Palast der Republik an dessen ehemaligen Standort, dem Humboldt Forum (siehe hier und hier). Paul Jandl interessiert sich weniger für pro und contra, sondern rekonstruiert vor allem die Geschichte des Palastes: "Das Gebäude, dessen grosser Saal 5000 Menschen fasste, sollte für die Bürger zu einem öffentlichen Wohnzimmer werden. Eingerichtet mit piefiger Protzigkeit und durchweht vom Duft der Hyazinthen, die in den Blumenkübeln wuchsen, ist es dem Palast der Republik gelungen, sich vom Staat, der dahinterstand, ein Stück weit zu emanzipieren. Tatsächlich konnte man wohl unter den kulinarischen und popkulturellen Angeboten einer simulierten Freiheit die ungemütliche Präsenz des Hausherrn für ein paar Stunden vergessen. Das verschaffte dem Palast der Republik weit über sein Bestehen hinaus seinen Status als Nostalgie-Ort."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 28.05.2024 - Architektur

Das "Derschprom"-Gebäude in Charkiw.

SZ-Kritiker Tomas Avenarius lässt sich vom berühmtesten Tourguide Charkiws in der Stadt herumführen und schaut an der Fassade des "Derschprom" hoch, des "Haus der Staatlichen Industrie", einer "Kathedrale der sowjetischen Avantgarde und des Konstruktivismus" Das Derschprom, erfährt Avenarius, "das mit seinen lineal-geraden Linien wie ein Insekt vor dem riesigen Freiheitsplatz hockt, war immer Höhepunkt von Rozenfelds Touren. Es war einer der ersten Wolkenkratzer der Sowjetunion. Und es stand eben nicht in Moskau, sondern in Charkiw." Rozenfeld kann mittlerweile keine Touren mehr machen, so Avenarius, zu gefährlich: "Er denkt jetzt laut an das, was seiner Stadt bevorstehen kann. In der Euphorie des Sommers 2022, nachdem die Russen zurückgeschlagen worden waren, hatte er mit dem britischen Stararchitekten Norman Foster und acht ukrainischen Architekten einen Masterplan für den Wiederaufbau Charkiws als Zukunftsstadt der Ukraine entwickelt. Rozenfeld hat über Foster promoviert. 'Damals dachte ich noch stolz: Und jetzt sitze ich mit Norman Foster in einer Zoom-Konferenz zusammen und plane das neue Charkiw', erinnert er sich: 'Das ist jetzt lange her.'"

Überall in der Ukraine "wachsen und wuchern" Friedhöfe, schreibt Catrin Kahlweit ebenfalls in der SZ, "Fahnen in Blau und Gelb flattern über Soldatengräbern, und Tausende weitere sind schon vorbereitet". Jetzt soll ein nationaler Militärfriedhof gebaut werden, mit dem Entwurf wurde das Architekturbüro Carat und dessen Chef Serhij Derbin betraut. Diskutiert wird unter anderem über eine Skulptur, entworfen vom Künstler Vasyl Korchovy, so Kahlweit, ein "kniender Ritter in einer historischen Rüstung. Die Figur ist aus Stahl und Bronze, in seiner Hand hält er ein Schwert, das Schmerz und Ruhm symbolisieren soll. ... Für westliche Augen sei ein kniender Ritter, sagt Derbin selbstkritisch, vielleicht kitschig. Aber für die Ukrainer sei er ikonografisch. Dabei bezieht sich der Architekt auf ein Bild, das sich täglich dutzendfach wiederholt im Land: Wenn ein Soldat, der bei der Verteidigung der Ukraine gegen Russland gefallen ist, durch seine Heimatstadt zur Beisetzung gefahren wird, steigen Hunderte Menschen aus ihren Autos aus oder von ihren Fahrrädern ab, verlassen ihre Häuser, unterbrechen ihre Arbeit. Sie treten an den Straßenrand und knien nieder."

Außerdem: NZZ-Kritiker Hubertus Adam bewundert das neue Archiv der Avantgarden in Dresden.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 24.05.2024 - Architektur

Maik Novotny und Wojciech Czaja machen im Standard auf die Österreichischen Architekturtage aufmerksam, die in diesem Jahr unter dem Motto "Geht's noch?" stehen. Jean Molitor stellt seine Fotografien afrikanischer moderner Architektur im Willy-Brandt-Haus aus, bis 7. Juli ist "Auf Augenhöhe - Afrika und seine Moderne" zu sehen, Bernhard Schulz berichtet für Monopol.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 22.05.2024 - Architektur

Angesichts tausender Kirchen in Deutschland, die von Verfall und Abriss bedroht sind, haben namhafte ArchitektInnen ein "Kirchen sind Gemeingüter" überschriebenes Manifest unterzeichnet, weiß Gerhard Matzig, der in der SZ allerdings nicht ganz glücklich damit wird, dass die Unterzeichner den Steuerzahler für den Erhalt der Kirchen zur Kasse bitten möchten: Eben weil Kirchen Gemeingut sind, "so der Text, der insofern eine gewisse Sprengkraft birgt, seien nun nicht nur die Eigentümer der Sakralbauten in der Verantwortung, sondern 'Staat und Gesellschaft', die sich ihrer Pflicht 'für dieses kulturelle Erbe nicht entziehen können und dürfen'. Genau das ist so fraglos nicht. Es geht schließlich um enorme Summen, die die Kirchen nicht (mehr) aufbringen. Bliebe letztlich wer zuständig? Die Steuerzahler, denen das Manifest für 40 000 Kirchen in Deutschland 'eine neue Form der Trägerschaft' empfiehlt - 'mit einer Stiftung oder Stiftungslandschaft für Kirchenbauten und deren Ausstattungen'. Eben ist man noch ausgetreten aus der Kirche als halbes Volk, schon soll sie einem gehören samt Instandhaltungskosten? Was für eine Volte."

Weitere Artikel: In der FR zeichnet Robert Kaltenbrunner den Urbanisierungsprozess Frankfurts seit der Nachkriegszeit nach. Für die taz spricht Theresa Weise mit der Künstlerin Sung Tieu, die in ihren Arbeiten an die Geschichte der vietnamesischen DDR-Vertragsarbeiter erinnert, die in den heute leerstehenden Wohnheimen in der Gehrenseestraße in Lichtenberg lebten.
Stichwörter: Kirchen, Kirchenmanifest

Efeu - Die Kulturrundschau vom 18.05.2024 - Architektur

Auch FAS-Kritiker Niklas Maak hat sich die umstrittene Ausstellung "Hin und weg" (unser Resümee) über den Palast der Republik im Humboldt Forum angesehen. Maak kann beim Durchschreiten der Ausstellungsräume nur den Kopf schütteln: "Die Ausstellung der Palastreste im Schloss wirkt wie ein Fall von Historiophagie; die Überbleibsel treiben durchs Humboldt-Forum wie die unverdauten Reste eines verschluckten Feindes durch den Magen eines eckigen Wals. Werden kommende Generationen das Stadt- und Geschichtsbild, das ihnen die Großelterngeneration mit dem Schlossbau hinterließ, übernehmen - oder wird ihnen das Humboldt-Forum als ökologisch wie inhaltlich desaströses Monument toxischer Überzeugungen erscheinen? Schon wurde ein neuer Verein gegründet, der 'Förderverein Palast der Republik', der sich den Abriss des Schlosses und den Wiederaufbau des Palasts bis 2050 zum Ziel gesetzt hat."

Uwe Rada (taz) findet das alles gar nicht "uninteressant", was die Macher hier allerdings bezwecken wollten, wird ihm auch nicht so ganz klar. Ist das Wiedergutmachung oder "Siegerzynismus"?: "Sicher wird nun auch die Frage auftauchen, ob die Ausstellung der Reste dessen, was der Abriss des Palastes übrig gelassen hat, nicht auch als Überheblichkeit der 'Sieger' gewertet werden kann. Vielleicht sogar als eine der kolonialen Gesten, deren Aufarbeitung das Humboldt Forum sich doch eigentlich auf die Fahnen geschrieben hat." FAZ-Kritiker Andreas Kilb erscheint die Ausstellung in mancher Hinsicht indes selbstentlarvend: "Wer mit der DDR-Chronologie im Kopf durch die Ausstellung läuft, versteht, warum der Palast der Republik nicht zum Symbolbau der Berliner Republik werden konnte - und warum es auch das Humboldt-Forum nicht geworden ist. Denn die Zwangsvereinigung von Volksbespaßung, Massenverköstigung und öffentlicher Politikshow unter einem Dach trägt die Handschrift der Diktatur, nicht der Demokratie."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 16.05.2024 - Architektur

Blick in das Café "Espresso" im Palast der Republik. © Abt. Öffentlichkeitsarbeit, Palast der Republik

Als "Gipfel des Zynismus" hatte ein Papier aus dem Umkreis des Architekturprofessors Philipp Oswalt die Ausstellung "Hin und Weg", die dem Palast der Republik, ja, ausgerechnet im Berliner Humboldt Forum gedenkt, bezeichnet - dabei kann man hier auch einfach schwelgen, meint Nikolaus Bernau im Tagesspiegel: "In dem großartigen, nach Angaben der KuratorInnen erstmals gezeigten Modell der Stahlbaukonstruktion aus dem Firmenarchiv in Niesky, gestellt vor schlichtweg hinreißend gezeichneten Plänen aus der Entwurfszeit des Palastes. Die Raffinesse der Konstruktion und der Raumabläufe wird deutlich, einige Fotos an der Wand deuten wenigstens an, dass der Palast Teil einer breiten Bautradition in den sozialistischen Ländern war (…) Da sind die Modernität des Geschirrs im Palast, aber auch die nickeligen Goldrandtässchen, die modernistisch-funktionalistischen Sitzmöbel, die heiteren Keramikdekors, die kraftvoll farbigen Wandstoffe."

In der SZ sieht Peter Richter auch heute noch auf allen Seiten "eigentlich nur Verlierer", vor allem mit Blick ins Programm, das sich zum Ziel setzt, "die unbewältigte Vergangenheit des Orts also bei den Hörnern" zu packen. Mit der Ausstellung will man "Ablassventile öffnen für angestauten Ärger", glaubt Maritta Adam-Tkalec in der Berliner Zeitung: "Das Team des Humboldt-Forums hat vorbereitend Dutzende Menschen befragt - aus allen Altersgruppen und unterschiedlicher Herkunft - Liebhaber wie Verächter des Palastes und solche, die mit Ost-West-Haltungen brechen. So viel wie möglich in aller Breite bieten, so lautet das Rezept zur Gemütsbefriedung. Was dabei entfiel, ist die genaue Rekonstruktion der Abrissbeschlüsse: Wer hat wann welche Prozesse eingeleitet - das bleibt weiterer Quellenforschung überlassen."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 04.05.2024 - Architektur

Innenansicht ADA
© Archiv der Avantgarden, SKD, Foto: Klemens Renner

SZ-Kritiker Peter Richter und Andreas Platthaus (FAZ) sind beeindruckt vom neuen Ausstellungsort des "Archiv der Avantgarden" in Dresden. Der Galerist, Verleger und Sammler Egidio Marzona hat im Jahr 2016 1,7 Millionen Objekte aus seiner Sammlung den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geschenkt, wo sie künftig im sogenannten "Blockhaus" zu sehen sein werden, so die Kritiker. Für diese weltweit einzigartige Sammlung war das "Ungewöhnlichste gerade gut genug", nickt Platthaus: "Das ist ein Block, der dem Namen 'Blockhaus' gerecht wird, ein technisches Wunderwerk durch seine Aufhängung an zwei jeweils seitlich errichteten Treppenhäusern in Stahlbauweise für das innere Tragwerk und an vier aus den oberen Gebäudeecken hervorragenden Konsolen aus Stahlbeton für das äußere. Die Wirkung ist geradezu magisch: Im Barockhaus scheint auf vier Metern Höhe ein massiver Kubus zu schweben, der wie in den schönsten Bauten von Peter Zumthor in Sichtbeton ausgeführt ist, der hier jedoch durch die Fenster ringsum und zusätzliche Öffnungen im Dach zum Lichtbeton wird."
Stichwörter: Archiv der Avantgarden

Efeu - Die Kulturrundschau vom 30.04.2024 - Architektur

"The Line". Quelle: NEOM

So etwas gab es noch nie, stellt Dankwart Guratzsch in der Welt fest: Das Riesenprojekt "Neom", das der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in Auftrag gegeben hat (unser Resümee) sprengt wirklich alle Vorstellungen: "Ein 500 Meter hohes Gebäude (hundert Meter höher als das Empire State Building in New York) soll nicht etwa als Turm, sondern als massive, starre Wand in die Wüste gesetzt werden - und zwar gleich als Doppelpack, in zwei parallelen miteinander verbundenen und wechselseitig versteiften Scheiben." Dahinter steckt, vermutet Guratzsch, wohl eine recht alte Idee: "den Städten und der Landschaft ein geometrisches Ordnungsgerüst überzustülpen - endzeitlich, kosmisch, menschenfern." Vielleicht, meint er, "ist es der Albtraumcharakter derartiger Assoziationen, der den saudischen Kronprinzen bewogen hat, sein Projekt 'The Line' gleichsam aus der Realität ins Immaterielle zu entrücken. Architektonisch entzieht sich der Bau nach außen hin jeder Greifbarkeit. Die Fassaden sind haushoch mit Solarpaneelen verspiegelt, was dem Koloss einen fast imaginären fatamorganahaften Charakter, eine vollendete Scheinhaftigkeit verleiht."
Stichwörter: Neom, Saudi-Arabien